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Beitrag vom 17.10.2016
Malia - Malawi Blues / Njira
Silvy Pommerenke
Back to the roots: Die aus der südostafrikanischen Republik Malawi stammende Sängerin erinnert sich an ihre Heimat und erweitert ihr künstlerisches Repertoire um afrikanische Rhythmen, bleibt aber trotzdem ihrem Jazz- und Soul-Stil treu.
Für die 38-jährige Sängerin ist das neue Album die musikalische Aufarbeitung ihres Lebensweges. Sie spielte anfangs explizit Jazz in Londoner Bars, ließ dann aber ihre Erfahrungen der britischen Clubszene in ihre Alben einfließen (auf ihrem Debütalbum "Yellow daffodils"), wandelte in die Pop-Welt (auf dem Album "Echoes of dreams"), wurde für ihr vorletztes Album "Black Orchid", auf dem sie Nina Simone Tribut gezollt hat, mit dem ECHO-Jazz-Preis ausgezeichnet, und erweiterte schließlich ihre musikalische Bandbreite um elektronische Elemente ("Convergence", mit Boris Blank, einer Hälfte des schweizerischen Duos Yello - mit denen sie im Oktober 2016 im ausverkauften Kraftwerk in Berlin auftrat).
"Malawi Blues / Njira" (gesprochen "Ndschira") nun ist zum einen eine Reminiszenz an ihre Heimat, zum anderen der Beweis für "worldwise fusion". Quasi ein Konglomerat aus dem Besten aller Welten. Afrikanische Rhythmen, verknüpft mit Jazz- und Soulelementen, und über allem immer wieder die wirklich außergewöhnliche (!) Stimme von Malia. Etwas heiser und rauchig klingt sie, äußerst berührend in sentimentalen Songs ("The seed", "Black widow") mitreißend und belebend in Up-Tempo-Stücken ("Love Is Holding Both Our Hands").
Weitere Highlights des Albums sind die Cover-Version "Moon river" (1961 für den Film "Frühstück bei Tiffany" komponiert), die in einem klassischen Jazz-Format erscheint, das gleichzeitig cool und warmherzig klingt. "Let me breathe" wiederum ist eine Ballade, die absolut typisch für Malia ist, indem sie die Gleichzeitigkeit von Stärke und Zerbrechlichkeit präsentiert, und natürlich das oben schon erwähnte "Love Is Holding Both Our Hands", auf dem die afrikanischen Elemente am stärksten zum Tragen kommen, und bei dem sich der flotte Rhythmus direkt ins Tanzbein überträgt. Die meisten Songs schrieb sie mit dem Pianisten Alex Wilson und hat neben der Quartett-Formation auch den Musiker Ahmed Fofana aus Mali engagiert, dessen Einflüsse auf zwei Stücken besonders stark durchklingen.
Malia wollte ein Album aufnehmen, das ihr Bewusstsein und ihre Herkunft reflektiert, und was sie an musikalischen Einflüssen aus Malawi auf diesem Album eingebracht hat, sind die Klänge ihrer Kindheit. Aber auch Erinnerungen eines postkolonialen Landes mit einer totalitären Regierung. Denen sie mit 14 Jahren entfloh, als sie mit ihren Eltern (einer malawischen Mutter und einem englischen Vater) nach London zog. Es folgten viele Reisen und Stationen in ihrem Leben, aber London scheint mittlerweile ihre Heimat geworden zu sein.
AVIVA-Tipp: Malia hat ein berührendes, vitales, sensitives Album aufgenommen, das mit vielen jazzigen Sounds aufwartet und bisweilen Gemeinsamkeiten von Jazz, Soul und malawischen Elementen bildet. So lautet denn auch das Motto der Sängerin: "Let´s all stand together." So soll es sein!
Malia
Malawi Blues / Njira
Label: MPS / Edel:Kultur
VÖ: September 2016
Malia im Netz:
www.jazzecho.de/malia
www.malia-music.de
www.facebook.com/MaliasMusic
Weiterhören auf AVIVA-Berlin:
Malia & Boris Blank - Convergence
Mit Musik gegen den Schmerz: als Malia und Boris Blank mit den Aufnahmen zu ihrem gemeinsamen Album begannen, erhielt die Sängerin die Diagnose Brustkrebs. "Convergence" erzählt von Leid, aber auch von Glück und Freude. (2014)
Young bones
Malia hat sich, wie schon auf ihrem Debutalbum, wieder mehr dem Jazz verschrieben. Mit dieser wunderbar erdigen und rauchigen Stimme dürfte ihr damit erneut ein ganz großer Wurf gelungen sein! (2007)